MS Elbeland ex Neuharlingersiel   1961 - 1989
Neubau 947 Imo 5249807     Howaldtswerke Hamburg als MS Neuharlingersiel
9944 BRT und 12310 tdw als Volldecker
Länge über alles 162,56 m19,90 m Breit / 9,05 m Tiefgang, 12,10 m Seitenhöhe bis zum Hauptdeck. 7 Luken, Ladegeschirr 14 Bäume a 3,5t, 8 Bäume a 5/10t, 2 Bäume 65t, 1x9 Zylinder Zweitakt Borsig Fiat Dieselmotor 10.000 PS und 18,5 kn
Besatzung 42 Personen, Einrichtung für 10 Passagiere
Tagebuch meiner Reisen zur See

MS ELBELAND 1977 - 1978


N
ach einem kurzen Heimaturlaub ging es wieder los. Es war eine noch größere Abschiedszeremonie, als bei meiner ersten Abfahrt. Am Mittwoch, dem 21. September 1977 fuhren wir nach Hamburg, ohne zu wissen, wie es weiter ging. Mein neues Zuhause hieß MS ELBELAND, aber auch dieses Schiff hatte keine Charter.
Es vergingen Tage, sogar Wochen, und ich traf alle Leute, von denen ich mich so herzlich verabschiedet hatte, nach kurzer Zeit wieder.
„Wann fahren wir denn endlich mal,“ war meine meist gestellte Frage.

Meine Eltern und mein Großvater besuchten mich oft an Bord. Besonders gut gefiel es Opa, der, als er den Maschinenraum und die Brücke gesehen hatte, gar nicht mehr weg wollte.
Opa war sehr beliebt an Bord. Der Bäcker besorgte ihm immer etwas Süßes zum naschen und der Messesteward Johann umsorgte seinen Opa Max. Dem gefiel das alles sehr gut und er wollte das Schiff gar nicht mehr verlassen.
Meine Eltern wurden sogar vom Kapitän eingeladen und verbrachten ein Wochenende an Bord. Sie waren begeistert, besonders mein Vater. In jedem Manne steckt ein Seefahrer. Es war eine herrliche Zeit, aber das Schiff fuhr nicht
  Probefahrt vom 14. - 16. März 1961, am 22. März an Bugsier abgeliefert. Heimathaven: Bremerhafen. Der Gründer der Reederei, Wilhelm Schuchmann geboren in Neuharlingersiel. So erhielt sie ihren Namen.

1970 wurde das Schiff umbenannt in
MS ELBELAND da der alte Name auf englisch kaum aussprechbar war. Heimathafen auf Hamburg geändert
Das Schiff fuhr unter verschiedenen Zeitcharter Verträgen für Deutsche Afrika Line, Nordeutscher Lloyd, DDG, Safmarine oder Alianca.

1978 wurde sie in Antwerpen verkauft an Nan Yang Shipping in Macao und umbenannt in
"DE YIN". Später wurde sie weiterverkauft an China Ocean Shipping in China und umbenannt in "DEE"

1989 ab 9.April Abbruch in Chittagong, Bangladesh


Am Morgen des 31. Oktober 1977 kam der Käpt`n und sagte, dass die Deutsch-Ost-Afrika-Linie uns gechartert habe, wir sollten nach Südafrika fahren.
Die Freude war unbeschreiblich: ICH, André Krüger, Messejunge, fahre in die Welt hinaus. Das, wovon meine Freunde zu Hause nur träumten, sollte endlich wahr werden.

A
m Mittwoch, dem 2. November 1977, legte die ELBELAND um 11:00 h in Hamburg ab. Das erstemal wurde ich in meinem Leben in Schulau mit der deutschen Nationalhymne verabschiedet, und sofort wurde ich seekrank. Der Blick auf das Wasser reichte aus. Hinzu kam das durch die Maschinen verursachte Vibrieren des Schiffes. Ich dachte, ich müsse sterben, aber nach einem
Tag, als wir am 3. November gegen 00:35 in Bremen festmachten, war alles wieder vorbei.
Am folgenden Tag fuhren wir mittags um 12:30 h wieder los, bogen von der Wesermündung in die Elbe ein und waren nachts wieder in Hamburg. Genau genommen war der Trip Hamburg – Bremen und zurück meine erste große Seereise.
Na klasse.

Eine Woche nach dem Ablegen Richtung Bremen, fuhren wir wieder los. Klar vorn und achtern brüllte der Bootmann, als wir am Montag, dem 9. November losmachten. Nun ging es dann aber wirklich in die Ferne. Von Hamburg fuhren wir nach Rotterdam, dem größten Hafen der Welt, welchen wir am 11. November wieder verließen.
Einen Tag später war die ELBELAND in Antwerpen fest. Ein letzter Anruf zu Hause, dann stachen wir am 14. November endlich Richtung Afrika in See. Das eigentliche Abenteuer konnte beginnen. An den Kreidefelsen von Dover vorbei fuhren wir in die Biskaya hinein, wo ich das erstemal die Rauheit der See zu spüren bekam.


Mit jedem Tag Richtung Süden wurde das Wasser grüner, und die Sonne fing mehr und mehr an zu brennen. Vorbei an den Kanaren ging es immer weiter die Erdkugel hinab.
Vor der Elfenbeinküste sah ich Hunderte von spielenden Delfinen, und kurz danach überquerten wir schon den Äquator. Welch ein überwältigendes Gefühl für mich.
Ich hatte mich schnell an das Bordleben gewöhnt. Es war nicht so schwer. Man musste arbeiten, das war ja neu für mich, aber die Kameraden waren klasse. Sie machten ihre Späße aber waren nie unfair dabei. Das Seefahrerleben gefiel mir.

Nach einigen Tagen ohne „Land in Sicht“ erreichten wir am Donnerstag, dem 1. Dezember 1977, Kapstadt. Die Stunden vor der Einfahrt verbrachte ich an Deck, und ich erinnere mich noch heute daran, dass diese Stadt einen der schönsten Häfen der Welt hat.
Von weiter Ferne sah man die Silhouette des Tafelberges, der jeden Abend von großen Wolkendecken umschlossen wird, näher kommen.
Was für ein Moment. Als junger Bursche hatte ich mein erstes Lebensziel erreicht. Nach Afrika kommen, ein ferner Kontienent. Es war soweit.

U
m 20:10 h legten wir an, und ich betrat kurze Zeit später afrikanischen Boden. Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich verbrachte einige Stunden an Land, meistens mit Walter.
Schon am nächsten Tag liefen wir am Abend um 22:00 h aus. Vorbei am Kap der guten Hoffnung fuhren wir entlang der Küste und erreichten die Reede von Port Elizabeth um 23:40 h am Abend des 3.12.1977.
Am Sonntag, dem 4.Dezember, machten wir um 18:10 h in PE fest. Die Zeit reichte hier für einige Landgänge.
  Cape Town 1978 
Am Dienstag, dem 6.12., liefen wir um 17:10 h wieder aus und waren schon am nächsten Morgen in East London, wo wir um 07:30 fest machten.
Die Stadt liegt am malerischen Buffalo River und wurde 1836 von den Briten als Militärposten im Kampf gegen die Xhosa gegründet. Die Landgänge waren aufregend. Es erschien mir alles wie ein Abenteuer. Bis Freitag, den 9. Dezember, lagen wir hier, dann ging es um 13:55 h wieder raus.


MS Elbeland Mit einem anderen deutschen Schiff, MS „TUGELALAND“, lieferten wir uns ein heißes Wettrennen, welches unser Dampfer knapp gewann. Sie fuhr in sichtweite. An Bord dieses Schiffes waren einige Freunde von Walter. Deutsche, die in Namibia leben. Es war spannend, doch die TUGELALAND hatte kurz vor Durban Maschinenprobleme. So zogen wir an ihr vorbei. Hilfe benötigten sie nicht.
Am folgenden Morgen machte die ELBELAND um 09:10 h in Durban fest. Hier sollten wir etwas länger liegen, und die Zeit reichte aus, einige Dinge zu unternehmen. Wir spielten Fußball, veranstalteten Grillabende und verbrachten wunderbare Stunden an der herrlichen Strandpromenade. Der Seemannspastor in Durban, der täglich an Bord kam, ermöglichte uns einige schöne Unternehmungen. "Joke" Behrends war sein Name. Steward Walter und ich mieteten uns ein Auto und fuhren entlang der Küste, um einige Strände zu besuchen. Auch das Land der 1000 Hügel hinterließ einen bleibenden Eindruck und jeden Abend ließen wir uns die leckeren Steaks in einem der vielen Hotels an der Beach schmecken.
Was eine schöne Ecke der Welt.

Allerdings war die Apartheit noch allgegenwärtig.

Auf einer Tour, die Walter nachts alleine machte, verunglückte er mit dem Auto. Sein Körper war blau und hatte einige Schnitte. Er verließ aber das Krankenhaus und wollte die Weiterfahrt nicht versäumen.
Südafrika ist landschaftlich ein Traum. Niemals hätte ich geahnt, dass ich Jahre später diese Orte oft noch mit meiner Frau Sabine besuchen würde.
Am Montag, dem 19.Dezember, hieß es dann um 13:40 h wieder „Leinen los“. Schon am nächsten Tag lagen wir in Richards Bay. Hier entstand zu dieser Zeit ein ganz neuer Hafen, und die Stadt wurde um diesen erbaut, so gab es noch nicht viel zu sehen. Wir sollten nur nicht baden gehen wegen der vielen Krokodile.

Am 21. Dezember fuhren wir um 09:00 h wieder weiter und kamen am nächsten Tag erneut in East London an. Zum aller ersten Male verbrachte ich das Weihnachtsfest nicht Zuhause. Schön geschmückt und mit einem Tannenbaum aus der Heimat veranstalteten wir ein gelungenes Bordfest. Walter Bähr, der 1.Steward, war ein perfekter Meister im Organisieren solcher Veranstaltungen. Wir mussten auf gar nichts verzichten. Schokolade, Lebkuchen und anderes Gebäck, alles reichlich vorhanden.

Am Dienstag, dem 27.12., verließen wir East London und kamen am darauf folgenden Tag in Port Elizabeth an. Hier erlebten wir die Neujahrsnacht, in der nicht mit Böllern geknallt werden durfte, es hätte ja ein Aufstand der Farbigen sein können. Aber pünktlich um null Uhr ließen alle Schiffe im Hafen ihre Nebelhörner blasen. Ich fühlte mich sehr wohl, war aber in Gedanken Zuhause. An Bord war alles geschmückt und es gab leckere Steaks.

Am Neujahrstag liefen wir gegen 13:30 h aus Port Elizabeth aus und machten am folgenden Tag um 13:00 h erneut in Kapstadt fest. Bevor wir am 3. Dezember um 22:00 h wieder ausliefen, nutzte ich den Nachmittag für eine Fahrt auf den Tafelberg. Ein atemberaubender Rundblick über die Stadt und zur anderen Seite auf das Kap der guten Hoffnung sowie Kap Agulhas, der südlichen Spitze des Kontinentes, waren die Belohnung.

Am Donnerstag, dem 5. Januar, legten wir um 17:00 h in Walfishbay, Namibia, an. Von hier aus machte ich einen Ausflug nach Swakopmund. In diesen Städten ist noch der Einfluss aus Deutschland sichtbar, als dieses Land eine Kolonie des Kaiserreiches war.
Ich fuhr zu einer deutschen Familie, die mich freundlich bewirtete und mit mir in einem Bulli durch die sandige Gegend fuhr. Der mann und Vater dieser Familie fuhr zur Zeit auf der Tugelaland, die ich in einigen Häfen besuchte.

Durch die phantastische Wüste Namib, entlang der Küste und vorbei an Seen mit Tausenden von Flamingos, freute ich mich, die ELBELAND sicher an der Pier liegen zu sehen.


Einlaufen Capetown im Januar 1978 - ich war an Bord

Am Sonntag, dem 8. Januar, liefen wir gegen 17:00 h wieder aus. Unsere Ladung bestand aus schweren Kupferplatten, und da der Schwerpunkt im Schiff ungünstig ausgewogen war, fing das Schiff bei der kleinsten Welle gewaltig zu schaukeln an. Vor Portugal erwischte uns dann ein schwerer Sturm, und eines Nachts holte die ELBELAND so sehr über, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich wieder aufzurichten. Erst später erfuhr ich, dass die Situation einmal so gefährlich war, dass wir bei einem weiteren Brecher in diesem Moment dem Kentern nahe waren. Ich erinnere mich gut daran, dass die ELBELAND in kritischer Seitenlage nicht mehr hoch kam. Die kochende See und die Maschinen brüllten sich gegenseitig an, und die Schrauben, die halb aus dem Wasser ragten, kreischten wild drehend in der Luft. Es war, im nachhinein gesehen, die einzige wirklich gefährliche Situation in meiner Zeit zur See.

Am Sonntag, dem 22. Januar, liefen wir um 21:10 h sicher im französischen Le Havre ein. Es war furchtbar kalt und die Luft roch nach Schnee. Europa hatte uns wieder.
Am 23.01.1978 verließen wir den Hafen um 21:40 h und waren am folgenden Tag gegen 10:35 h in Dünkirchen.
Mittwoch, den 25.01., ging es um 12:30 h weiter, und am späten Nachmittag waren wir in der Schelde in Vlissingen auf Reede. In der folgenden Nacht gegen 03:00 h liefen wir in Antwerpen ein.

Diese Reise, meine erste, war hier offiziell beendet. Am 1. Februar wurde die ELBELAND an China verkauft und mit einem feierlichen Akt offiziell übergeben. Ich konnte noch gar nicht so richtig begreifen was ein trauriger Moment das eigentlich ist.

Ich packte meine Sachen und war am nächsten Tag gegen 16:00 h in Hannover. Sieben Tage konnte ich Zuhause verbringen, dann erhielt ich die Nachricht, dass ich auf der „WESERLAND“, die in Hamburg lag, einsteigen sollte. Sie wurde gerade in MS LLOYD SYDNEY umbenannt und sollte nach Australien fahren, wo ich schon immer hin wollte.

Noch nie fuhr ein Schiff der Bugsier Reederei zum 5. Kontinent, ein Traum sollte für mich in Erfüllung gehen.

ACHTUNG !! Diese Seite wurde 2019 überarbeitet. Sie ist noch nicht ganz fertiggestellt.
Es kommen noch neue Geschichten dazu, also schaut mal wieder vorbei.. Ahoy

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André Krüger       .